Im Jahr 2023 haben alle globalen Cloud-Anbieter eigene Lösungen für digitale Souveränität entwickelt, um den wachsenden Bedenken ihrer Kunden gerecht zu werden. Wenn ich jedoch Kunden und Anbieter bitte, zu definieren, was digitale Souveränität für sie bedeutet, begegnet mir meist nur Schweigen. Das Fehlen einer allgemein anerkannten Definition erschwert den Cloud-Anbietern die Arbeit, wenn sie versuchen, „souveräne“ IT-Umgebungen und -Angebote zu entwickeln, die den Anforderungen der Kunden entsprechen. Diese unübersichtliche Ausgangslage erklärt, warum souveräne Angebote von Hyperscalern und globalen Cloud-Anbietern sehr unterschiedlich aussehen.

Im Report „Digital Sovereignty Regulations Constrict Business Agility“ von Forrester erhalten Sie eine Definition von digitaler Souveränität. Digitale Souveränität betrifft die Daten, Hardware, Netzwerk und Software-Schutzmaßnahmen, die für eine Definition Ihrer souveränen IT-Landschaft gemäß den Vorschriften relevant sind (siehe nachstehende Abbildung).

Figure 1: The Multifaceted Digital Sovereignty Puzzle
Die wichtigsten Prioritäten, die Entscheidungen für digitale Souveränität begründen.

Hyperscaler reagieren auf Forderungen nach digitaler Souveränität

Die Angebote souveräner Lösungen von Hyperscalern und globalen Cloud-Anbietern unterscheiden sich erheblich darin, wie sie das Problem der digitalen Souveränität angehen. Ein möglicher Ansatz ist die Konzentration auf ein einzelnes geografisches Gebiet oder Land, während andere Lösungen eine globale Reichweite haben. Der folgende Überblick zeigt die aktuellen Marktentwicklungen auf:

  • Microsoft führt Microsoft Cloud for Sovereignty für globale Regierungsbehörden ein. Am 3. Oktober 2023 kündigte Microsoft die öffentliche Vorschau der Microsoft Cloud for Sovereignty an, die auf die Anforderungen an digitale Souveränität ausgerichtet sind, wie sie Organisationen des öffentlichen Sektors stellen. Ein Vorteil besteht darin, dass Bestandskunden keine zusätzlichen Kosten für die Microsoft Cloud for Sovereignty entstehen. Unabhängig von diesem neuen Angebot fällt Microsoft jedoch immer noch in den Geltungsbereich des US-amerikanischen CLOUD Acts. Daher wird die Akzeptanz davon abhängen, wie sich die europäischen Vorschriften entwickeln und ob die Kunden die Garantien des neuen Angebots für glaubwürdig genug halten, um Vertrauen bei ihren Stakeholdern und lokalen Regulierungsbehörden aufzubauen.
  • AWS setzt weiterhin auf sein Digital Sovereignty Pledge mit Fokus auf den deutschen Markt. Am 25. Oktober 2023 kündigte AWS seine AWS European Sovereign Cloud an, eine unabhängige Cloud für Europa. Das Angebot von AWS basiert auf zwei Kernverpflichtungen: 1) alle Metadaten der Kunden bleiben in der EU; und 2) nur in der EU ansässige AWS-Mitarbeiter haben die Kontrolle über den Betrieb und den Support der AWS European Sovereign Cloud. Der starke Fokus auf Deutschland und deutsche Kunden bedeutet jedoch, dass wir die Lösung für Kunden außerhalb Deutschlands derzeit nicht guten Gewissens empfehlen können. Noch schwerer wiegt, dass das Angebot seine eigenen Systeme für das Rechnungswesen und die Nutzungsmessung enthalten wird. Da schrillen bei uns die Alarmglocken, denn AWS hat wohl vor, den Nutzern eine hübsche Summe für das Privileg abzuknöpfen, seine European Sovereign Cloud verwenden zu dürfen.
  • Google bietet ein Portfolio an Sovereign-Lösungen an, überlässt es aber den Kunden, sich darüber schlau zu machen. Google Cloud hat im Vergleich zu anderen Hyperscalern noch kein umfassendes Souveränitätsangebot entwickelt. 2003 war die größte Ankündigung der Digital Sovereignty Explorer von Google Cloud, ein Online-Tool, das Unternehmen hilft, ihre Anforderungen an digitale Souveränität herauszufinden. Das Tool gibt Empfehlungen zu potenziell anwendbaren Lösungen von Google Cloud und seinen Partnern. Dieser Do-it-yourself-Ansatz von Google zeugt von mangelnder Bereitschaft, sich mit den Bedenken der Kunden in Bezug auf digitale Souveränität zu beschäftigen – und wir erwarten eine entsprechende Reaktion der Kunden.
  • Oracle konzentriert sich auf Unternehmen und Organisationen des öffentlichen Sektors in Spanien und Deutschland. Oracle EU Sovereign Cloud bietet den Kunden Zugang zu mehr als 100 Diensten aus der kommerziellen öffentlichen Cloud des Unternehmens. Ein Vorteil ist, dass Oracle-Kunden die OCI-Services in der Oracle EU Sovereign Cloud zu denselben Preisen nutzen können wie in den kommerziellen Cloud-Regionen von Oracle. Außerdem gab Oracle im Oktober 2023 bekannt, dass die Europäische Kommission zugestimmt hat, die Oracle Cloud Infrastructure (OCI) und ihre Plattformdienste in das Cloud-Service-Angebot für die EU-Verwaltung aufzunehmen. Allerdings steht Oracle drei entscheidenden Herausforderungen gegenüber: 1) Oracle fällt immer noch in den Geltungsbereich des CLOUD Acts; 2) Oracle fehlen im Vergleich zu anderen Anbietern mehrere öffentlich zugängliche Kundenreferenzen; und 3) da EU-Sovereign-Cloud-Regionen nur in Spanien und Deutschland vorhanden sind, wird Kunden in anderen EU-Ländern, die ihre Daten aufgrund regulatorischer Anforderungen im eigenen Land speichern müssen, kein Lösungsangebot gemacht.

Die Angebote der Cloud-Anbieter zur digitalen Souveränität sind kompliziert und die Kunden müssen ihre Anforderungen an die digitale Souveränität und ihre Herangehensweise definieren. Unser Report für Forrester-Kunden, Digital Sovereignty Regulations Constrict Business Agility, wird Kunden helfen, ihre gewünschte Souveränität zu definieren und eine effektive Herangehensweise zu planen. Forrester-Kunden können mit mir ein Beratungsgespräch vereinbaren, um das Thema zu vertiefen. Stellen Sie auch sicher, dass Sie unsere neueste Episode „Tech Trend To Watch in 2024“ des Podcasts „What It Means“ nicht verpassen.

 

NB: Dieser Blog wurde aus dem Englischen übersetzt.